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Midsommar, Mittsommer oder Sommersonnenwende?

Gesa Busse Gesa Busse
21.06.2021

Lesezeit: 6 Minuten

Erfahrungen, Ideen, Fakten und Preview auf unseren Midsommar-Garten

Inspiriert durch unseren am 24. Juni stattfindenden Architektur-Midsommar habe ich die Herkunft, Bräuche und weitere interessante Fakten dieser besonderen Zeit im Jahr einmal genauer unter die Lupe genommen.

Der längste Tag des Jahres

Am längsten Tag des Jahres, im Jahr 2021 dem 21. Juni, erreicht die Sonne im Zenit den nördlichen Wendekreis, bevor die Tage dann allmählich wieder kürzer werden und die Sonne sich wieder dem Himmelsäquator nähert. Dieser Tag ist zwar nicht die Mitte des Sommers, sondern vielmehr der Beginn dieser Jahreszeit, und dennoch wird der Tag, womöglich durch alte steinzeitliche Kalender, oft als Mittsommer bezeichnet. Im Norden Europas, in allen skandinavischen und auch baltischen Ländern, wo die Sonne in diesen Tagen so gut wie gar nicht oder nur für sehr kurze Zeit untergeht, werden ausgiebige Feste mit vielen Bräuchen gefeiert, wobei der eigentliche Feiertag hier zwischen den Ländern etwas variiert. Die Schweden und Finnen feiern den Mittsommertag beispielsweise immer am Samstag nach dem 20. Juni, die Norweger unabhängig vom Wochentag am 23. Juni und die Esten am 24. Juni.

Das Mittsommerfest ist als Gegenpol zum Weihnachtsfest anzusehen. Nicht nur, weil dem Fest u.a. in Schweden inzwischen eine beinahe genauso so große Bedeutung beigemessen wird, wie Weihnachten, sondern auch, weil der Ursprung auf die Geburt von Johannes des Täufers am 24. Juni zurückgeht und dieser im Christentum als Wegbereiter von Jesu Christu angesehen wird. Vielerorts wird noch heute am Mittsommerabend ein großes, sogenanntes Johannisfeuer gezündet; dieses symbolisiert die Sonne, reinigt von dem Vergangenen und von bösen Dämonen und bereitet somit vor auf die zweite Jahreshälfte und alles, was kommen mag. Ein Tanz um das Feuer und mancherorts auch der Sprung über das Feuer hat Tradition und soll beispielsweise vor Krankheiten schützen.

Die Majstang und viele, viele Blumen

Die Bräuche des Mittsommerfestes sind vielfältig und variieren zwischen den verschiedenen Ländern. In Schweden wird am Abend vor dem Mittsommer, der Tag der eigentlichen Feierlichkeiten, eine Art Maibaum, die Majstang, aufgestellt, wobei diese hier weniger mit dem Monat Mai als vielmehr mit dem Wort „maja“, übersetzt „mit Blumen schmücken“, zu tun hat. Die Majstang wird nämlich mit Blumen und Blättern geschmückt und anschließend aufgestellt; ganz ähnlich zum Maibaumaufstellen, wie man es in vielen dörflichen Regionen in Deutschland kennt. Die Blumen symbolisieren auch die Fruchtbarkeit der Natur, die Sonnenkraft und die Zeit der Fülle, denn die ersten sommerlichen Früchte können bereits geerntet werden.

Majstang

Das Midsommarfest in Schweden

Dies ist wohl auch der Grund, warum die Schweden an Midsommar auf’s Land fahren. In den Städten finden sich an diesem besonderen Wochenende wohl nur vereinzelt ein paar Zugezogene oder Touristen. Die Menschen sind ausgelassen und fröhlich, Liebe liegt in der Luft und keine Spur von der Reserviertheit, die man den Schweden doch eher nachsagt, als das lebhafte, unbeschwerte Temperament. Letzte Berührungsängste werden einfach mit dem ein oder anderen Gläschen Aquavit fortgespült und es wird ausgiebig getanzt.

Erdbeeren

Neben dem Schnaps ist eine festlich und mit Blumen geschmückte, gedeckte Tafel ein absolutes Muss. Gegessen werden traditionell eingelegte Heringe, Lachs, junge Kartoffeln und Erdbeeren in jeglicher Variation. Wenn der Bauch erstmal gut gefüllt ist und der Pegel allmählich steigt, wird nicht nur weiter getanzt, sondern auch gespielt. Und zwar alles, was man draußen spielen kann und was auf den ersten Blick doch eher an Kindergeburtstage als an ausufernde Partys erinnert: Sackhüpfen, Plumpsack oder Tauziehen sind hier nur einige Beispiele. Außerdem werden Blumen gesammelt – vorwiegend gilt dies für Unverheiratete, die sieben Sorten Blumen von sieben verschiedenen Wiesen pflücken sollen, um sich die Blüten dann beim Schlafen unter das Kopfkissen zu legen. Angeblich träumt man dann von dem zukünftigen Partner – vorausgesetzt natürlich, man macht in der Midsommarnacht überhaupt ein Auge zu.

 

Midsommar in Gather.town

Wir fanden, dass wir bei unserem Architektur-Midsommar, als Gegenpol zu unserem Architekturpunsch im Dezember, diese sommerliche Leichtigkeit aus Schweden auf jeden Fall aufgreifen sollten. Und da es ja (noch) keine Veranstaltung vor Ort sein wird, haben wir uns den richtigen Midsommar einfach nach Gather.town geholt und dort unsere eigene kleine Welt gebaut.

Gather.town 1
Wie alles anfing ...

Wir arbeiten gerade noch am letzten Feinschliff, damit ihr am Donnerstag dort einiges entdecken könnt – dabei wird die traditionelle Majstang und eine festliche Tafel auf jeden Fall nicht fehlen.

Gather.town 2
Eine kleine Vorschau ...

Gather.town – was ist das eigentlich?

Gather.town ist ein Videokonferenz-Tool, dass einiges bietet, was den Klassikern, wie Webex oder Skype fehlt. Um den Gather.town-Raum zu betreten muss erst einmal ein Avatar, ein Stellvertreter in der digitalen Gather-Welt, erstellt werden.

Gameboy

Ich persönlich fühlte mich beim ersten Mal direkt in meine Kindheit in den 90er Jahren zurückversetzt und hatte Assoziationen zu „The Legend of Zelda“ und „Super Mario Land“. Mit Hilfe der Pfeiltasten kann man sich in dem Raum frei bewegen und viele Objekte und Details erkunden. Sobald man einem anderen Avatar begegnet, schalten sich sowohl Webcam als auch Mikrofon an. Man kann man sich also in Gather.town genau mit den Menschen austauschen, die sich direkt in der digitalen Umgebung befinden.

Neben dem direkten Kontakt zu einzelnen Personen gibt es aber auch die Möglichkeit, sich mit allen Menschen (oder Avataren) zeitgleich in einem speziellen „private space“ auszutauschen. Dies kann ein geschützter Raum oder auch ein abgetrennter Bereich innerhalb des Hauptraumes sein. So können unterschiedliche Bereiche für unterschiedliche Bedürfnisse geschaffen werden. Diese könnten zum Beispiel Klassenräume oder in unserem Fall Seminar- oder Vortragsräume sein, in denen man sich zu bestimmten Themen austauschen kann.

Außerdem gibt es eine Funktion, mit der man das „Spotlight“ auf sich richten kann, um unabhängig von der räumlichen Nähe, die Aufmerksamkeit akustisch und optisch auf sich zu lenken, um alle Teilnehmenden im Raum zu begrüßen oder beispielsweise für eine Keynote zu nutzen. Und auch die Möglichkeit von Verlinkungen auf andere Plattformen oder Webseiten, wie Zoom besteht. Dies macht das Ganze zu einer praktikablen Lösung für die unterschiedlichsten Zielgruppen, z.B. im Bildungs- oder Konferenzbereich oder eben für unseren geselligen Architektur-Nachmittag mit einer Mischung aus fachlichem Austausch und geselligem Beisammensein.

Vielleicht hat euch dieser kleine Beitrag ja Lust auf mehr Midsommar und Gather.town gemacht und wir sehen uns am Donnerstag, dem längsten Tag des Jahres. Anmelden könnt ihr euch noch über Eventbrite. Den Preis legt Ihr selber fest, die Einnahmen werden an Hanseatic Help e.V. gespendet.

Architektur-Midsommar 2021